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Apr. 2025

TrainingsangebotNatural Walking – achtsames Ausdauertraining

17.03.20255 Min. LesedauerVon Christian Kunert, Dipl.-Sportwissenschaftler, Geschäftsführer KunertGesundheit, Dortmund

| Neue Trends in der Gesundheits- und Fitnessbranche wollen meist etwas völlig Neues präsentieren, einen Hype auslösen und diesen zur Vermarktung nutzen. Einen anderen Weg geht das „Natural Walking“: Es kombiniert zwei bewährte Konzepte: die Breitensport-Variante der Wettkampfsportart Gehen und den entspannungsorientierten Ansatz der Achtsamkeit. |

Natural Walking verfolgt zwei aktuelle Trends

Der eine Trend ist das Hybrid-Training, das zwei einzelne Sportarten zu einer neuen verbindet. Als bekanntes Beispiel wäre hier Piloxing zu nennen, das Pilates und Boxing zusammenführt und die wesentlichen Aspekte beider Trainingsformen zu einem neuen Workout verbindet (PP 09/2022, Seite 13).

Der zweite Trend ist das Mindful Movement, ein ganzheitlicher Trend für Körper und Geist, bei dem es darum geht, achtsamer zu trainieren und jede Bewegung bewusst im Hier und Jetzt wahrzunehmen. Bezogen auf Natural Walking, kann man auch von achtsamem Walking sprechen, bei dem man sich voll auf die Atmung, die Umgebung und das eigene Tempo fokussiert. Leistung oder Distanz verlieren so an Bedeutung, was nicht nur körperlich fit hält, sondern auch stressreduzierend wirkt und mental gesund hält.

Eine Komponente ist Walking als bewegte Basis

Die Grundlage von Natural Walking bildet das Bewegungskonzept Walking, das in den 1990er-Jahren entstand und mittlerweile aus vielen großen Laufsportveranstaltungen nicht mehr wegzudenken ist. So gibt es z. B. seit 1999 einen eigenen Wettbewerb für Walker im Rahmen des Berlin-Marathons. Hierzulande gehört Walking zu den beliebtesten Freizeitsportangeboten. Nach Angaben der Marktforschungsplattform statista.de war Walking in den Jahren 2022 bis 2024 unter den fünf beliebtesten Sportarten zu finden (Diagramm unter Abruf-Nr. 50347926). So walken etwa 19 Mio. Menschen ab 14 Jahren (4 Mio. regelmäßig und 15 Mio. gelegentlich) und kommen damit dem Wunsch von 65 Prozent der Personen ab 14 Jahren nach, Sport in der Natur zu betreiben.

Anteil der Befragten, die der Aussage zustimmen: „Ich treibe am liebsten Sport in der Natur.“
Gesamt

65 %

Männlich

68 %

Weiblich

63 %

18–29 Jahre

59 %

30–49 Jahre

73 %

50–69 Jahre

63 %

70 Jahre und älter

61 %

Die zweite Komponente ist Achtsamkeit als Mindful Movement

Spricht man von mentaler Gesundheit, so fällt zwangsläufig irgendwann der Begriff „Achtsamkeit“. Achtsamkeit beschreibt allgemein die Selbstregulation der Aufmerksamkeit, sodass diese auf das unmittelbare Erleben gerichtet bleibt und eine zunehmende Wahrnehmung mentaler Vorgänge im gegenwärtigen Moment möglich wird. Zudem geht es um eine Orientierung auf das gegenwärtige Erleben, die durch Neugier, Offenheit und Akzeptanz geprägt ist.

Damit trifft Achtsamkeit den aktuellen Zeitgeist, bei dem es sehr viel um Entschleunigung und Bewusstmachung geht sowie um einen ganzheitlich Einklang von Körper, Geist und Wohlbefinden. Inhaltlich können dabei verschiedene Achtsamkeitsübungen integriert werden, z. B. Atemübungen, Lachyoga, Körperscan, Wahrnehmungsübungen, Dankbarkeitsübungen, Waldbaden (PP 02/2022, Seite 13 f.), Barfuß-Parcours (PP 08/2023, Seite 4 f.). Auch bei der mobilen Mediennutzung nimmt die Nutzung von Achtsamkeits-Apps durch Erwachsene einen hohen Stellenwert ein: Im Jahr 2023 lag sie mit 21 Prozent, unter den TOP 5 der beliebtesten Gesundheits-Apps (siehe Tabelle).

Beliebte Arten von Gesundheits-Apps in Deutschland 2023
Ernährungs-Apps

46 %

Apps zur Messung körperlicher Werte

31 %

Menstruation, Verhütung oder Fruchtbarkeits-Apps

30 %

Apps zur Schlafüberwachung

29 %

Meditation/Achtsamkeit

21 %

Der ganzheitliche Ansatz verfolgt mehrere Ziele

Und so beschreibt Natural Walking einen ganzheitlichen Ansatz der Gesundheitsförderung, bei dem verschiedene Wirkungsaspekte zusammengeführt und Kernziele der Gesundheitsförderung angesteuert werden:

  • So stärkt der Ausdaueraspekt die physischen Gesundheitsressourcen des Herz-Kreislauf-Systems, was mögliche Risiken für Erkrankungen des Stoffwechsels, der Atmung sowie des Herz-Kreislauf-Systems reduziert. Gleichzeitig bilden sich vermehrt weiße Blutkörperchen durch die körperlich moderate Belastung, was zur Immunabwehr beiträgt.
  • Die integrierten Übungen zur Achtsamkeit in der Natur fördern darüber hinaus die psychosozialen Gesundheitsressourcen. Dabei steht die Entwicklung eines Gesundheitsbewusstseins besonders im Vordergrund. Denn nur so kann eine langfristige Verhaltensänderung initiiert werden, die in der dauerhaften Bindung an sportliche Aktivitäten mündet und somit Leistungsfähigkeit und Gesundheit erhält oder im Idealfall verbessert.
  • Als Instrument wird dabei das Stimmungsmanagement genutzt, bei dem negative Aspekte der Stimmung durch die jeweiligen Trainingseinheiten abgeschwächt und positive Aspekte gestärkt werden, was ein unmittelbares Wohlbefinden mit jeder einzelnen Trainingseinheit verbindet.
  • Doch auch ein positives Körperkonzept entwickelt sich durch die bewusste Eigenwahrnehmung im Hier und Jetzt und trägt dazu bei, mit sich zufriedener zu sein und sich in sich selbst wohlzufühlen.
  • Hinzu kommt ein Naturerlebnis, welches sowohl schöne Eindrücke toller Landschaften vermittelt als auch den Körper mit reichlich frischer Luft und Vitamin D versorgt.

Kurskonzept folgt strukturiertem Aufbau

Um all dies auch erreichen zu können, folgt das Natural Walking inhaltlich einer festen Struktur, die auf der Basis trainingswissenschaftlicher Erkenntnisse jederzeit reproduziert werden kann. Auch das Natural Walking besteht aus den Grundsequenzen gesundheitsbasierter Trainingsinterventionen:

  • 1. Einführung
  • 2. Warm-up
  • 3. Spezifisches Training
  • 4. Cool-down
  • 5. Abschluss

Zudem gehört in jedes zielführende Gesundheitssportkonzept eine Portion Wissenstransfer, um eine nachhaltige Verhaltensänderung zu unterstützen. Daraus entsteht nachfolgend strukturierter Aufbau einer einzelnen Trainingssequenz, die sich für unterschiedliche Zielgruppen nutzen lässt und auch Raum zur Binnendifferenzierung bereithält.

Grundstruktur einer Trainingseinheit Natural Walking
SequenzProgramminhalteZeit

1

Einstieg

3 min

2

Warm-up

5 min

3

Ausdauer Block I (8 min) + Achtsamkeitsübung I (2 min)

10 min

Ausdauer Block II (8 min) + Achtsamkeitsübung I (2 min)

10 min

Ausdauer Block III (8 min) + Achtsamkeitsübung I (2 min)

10 min

4

Cool-down

5 min

5

Abschluss

2 min

6

Information (strukturell und zeitlich integriert in 1 bis 5)

Abschließend können diese Varianten als Kursformat empfohlen werden:

  • Präventionskurs mit 8 Einheiten x 45 Minuten, mit einer festen Gruppe und einem qualifizierten Kursleiter nach einem zertifizierten Konzept (Anfrage dazu beim Autor)
  • Walkingkurs als offene Gruppe fortlaufend

Zum Autor | Christian Kunert ist Dozent für Gesundheitsmanagement und Prävention an der IST Hochschule, Gesellschafter und Geschäftsführer der Akademie für Prävention & Fitness GmbH (akapraefit.de) sowie Inhaber von KunertGesundheit (kunertgesundheit.de) und Coach Kunert (coachkunert.de).

AUSGABE: PP 4/2025, S. 15 · ID: 50343646

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